Die Lebensrealität der meisten Menschen hat sich in den letzten Wochen radikal verändert. Die weltweite COVID-19 Pandemie schränkt das physisch-soziale Leben drastisch ein und verkleinert den persönlichen Bewegungsradius in vielen Fällen auf die nun sprichwörtlichen eigenen vier Wände. Diese einschneidende Veränderung trifft nicht nur uns, sondern auch unseren Wohnraum unvorbereitet. In den meisten Fällen ist dieser im urbanen Raum nicht dafür ausgelegt die neuen Anforderungen aufzunehmen und alle Bereiche des normalen Lebens auf sich zu vereinen.
Der vorliegende Wettbewerb lädt nun dazu ein, diese Grundproblematik in Zeiten von COVID-19 in Frage zu stellen und Wohnraum zu denken, der diesen Ausnahmezustand zum Normalzustand erhebt. Ein Versuch die dystopische Realität in qualitative Form zu bringen.
Ein gesundheitliches, politisches, aber vor allem soziales Umdenken wird dadurch in dieser fiktiven Gesellschaft notwendig. So stellt sich die Frage, wie Wohnraum – der sich nun nicht mehr nur auf Wohnen beschränken darf – diesen neuen Anforderungen gerecht werden kann.
Die Funktionstrennung zwischen „Wohnen“, „Arbeiten“ und „Freizeit“ wird obsolet.
Noch nie waren Menschen so sehr an ihren Wohnort gebunden.
Noch nie mussten BewohnerInnen ohne Fremdkontakt Monate, wenn nicht sogar Jahre, in den eigenen vier Wänden ausharren.
Noch nie mussten so viele Anforderungen in einer einzigen allumfassenden architektonischen Typologie Raum finden.
Noch nie war es so notwendig Wohnen neu zu denken, im Angesicht einer veränderten Realität, die uns möglicherweise nie mehr ganz verlässt, im Rahmen der Aufgabenstellung aber dauerhafter Normalzustand ist.
Aufgabenstellung
Mit der in den letzten Wochen und Monaten nötig gewordenen Veränderung der Wohngewohnheiten von Millionen Menschen stößt der Wohnbau auf Grenzen, die in dieser Art bis dato noch nicht bedacht werden mussten.
Die hier thematisierte architektonische Aufgabe basiert auf dem Gedankenspiel, dass die BewohnerInnen eines Mehrparteien-Hauses über mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre, hinweg ihren Wohnbereich zu keinem Zeitpunkt verlassen dürfen. Gearbeitet wird aus dem Home-Office, Essen kann von Restaurants oder einem Supermarkt geliefert werden und die sozialen Kontakte der BewohnerInnen mit der „Außenwelt“ können über soziale Medien aufrechterhalten werden.
Zu konzipieren ist demnach ein Wohnbau im innerstädtischen Gebiet Wiens, der den Anforderungen eines Lebens, welches strikt an die eigenen vier Wände gebunden ist, gerecht wird. Die herkömmliche Wohnung findet kaum Antworten auf eine derartig extreme Situation und soll hierbei kritisch hinterfragt und weitergedacht werden. So entsteht die Chance Wohnen auch für kommende Generationen neu zu denken und zu erweitern. Utopische Projekte zum Thema „Wohnbau“ und radikal-alternative Konzepte zu den Wohngewohnheiten der Menschen im Allgemeinen sollen in diesem Wettbewerb ihren Platz finden.
Die Jury
Sybille Caspar
Architektur
www.casparwichert.at
Mark Neuner
Architektur/Design
www.mostlikely.at
Klemens Schillinger
Produkt/Möbeldesign
klemensschillinger.com
Markus Spiegelfeld
Architektur
www.werkstattwien.at
Ulrike Tinnacher
Architektur
ulriketinnacher.at
tiburg.at
Marie Boltenstern
Design
www.boltenstern.com
Paula Brücke
Architekturvermittlung
www.miesmagazin.tv
Termine & Fristen
Beginn der Anmeldung: 14.4.2020
Ende der Anmeldung: 28.5.2020 23:59
Abgabe 1.6.2020 23:59
Bekanntgabe der Ergebnisse 10.6.2020
Kulturverein Kopfhoch

Der Kulturverein Kopfhoch, der sich vorrangig mit dem Thema Stadt und ihrem differenzierten Wesen beschäftigt, versteht sich als breit aufgestellter Zusammenschluss von Menschen mit gestalterisch-architektonischem Hintergrund. Der Fokus des Kollektivs liegt auf der Wahrnehmung und den daraus resultierenden Handlungen im öffentlichen Raum – ein thematisches Spektrum, das mittels Aktionen, performativen Ereignissen, theoretischen Arbeiten, Wettbewerbsteilnahmen oder Diskussionen abgedeckt und frei verhandelt wird. Generelle Kategorisierungen und dogmatische Reflexe sollen dabei stets vermieden werden – vielmehr wird die Selbsterfahrung und der Handlungswille als Vehikel zur Neuerfahrung dessen gesehen, was die Stadt und ihre Reibungsflächen ausmacht.